Fundstück der Woche: Impuls von Stadtpfarrer Stefan Buß: Gedanken über das Christkönigsfest

Lesezeit: ~ 3 Min.

Fundstück der Woche: Impuls von Stadtpfarrer Stefan Buß: Gedanken über das Christkönigsfest, veröffentlicht am 21.11.2020 von osthessennews.de

Darum geht es

In seinem Impuls zum „Christkönigsfest“ liefert Stadtpfarrer Buß diesmal ein weiteres Beispiel katholisch-klerikaler Arroganz und/oder Ignoranz, verpackt in nebulöses Geschwurbel.

[…] Jesus zeigt, wie Gott ist. Er macht Gottes Liebe sichtbar, die alle zu heilen vermag.
(Quelle: Impuls von Stadtpfarrer Stefan Buß: Gedanken über das Christkönigsfest, veröffentlicht am 21.11.2020 von osthessennews.de)

Einen Vater, dessen Liebe darin sichtbar wird, dass er im Interesse seiner Anhänger seinen eigenen Sohn (wenn auch nur vorübergehend) zu Tode foltern lässt, würde heute vermutlich lebenslänglich mit anschließender Sicherheitsverwahrung erwarten.

Christkönigsfest: Fragen über Fragen

Schon allein diese kleine Behauptung wirft jede Menge Fragen auf. Zum Beispiel:

  • Was ist von einem Gott zu halten, der sich durch Menschenopfer befriedigen lässt?
  • Welchen Wert hat ein Menschenopfer, wenn das Opfer nach seiner Hinrichtung wieder zu ewigem Leben aufersteht?
  • Warum hatte dieser Gott trotz angeblicher Allmacht offenbar keine bessere, weniger leidvolle Möglichkeit, sich mit seiner bevorzugten Trockennasenaffenart wieder zu versöhnen?
  • Wie kann jemand auf das schmale Brett kommen, einen solchen Gott, der jedes Leid trotz angeblicher Allmacht, Allwissenheit und Allgüte völlig tatenlos geschehen lässt auch noch mit Liebe in Verbindung zu bringen?
  • Und schließlich: Was stimmt mit einem Gott nicht, wenn er offenbar meint, dass niemals jemand wagen würde, diese Fragen zu stellen?

Zumindest stellen sich diese Fragen dann, wenn man das Christkönigsgesäusel nicht einfach blind hinunterschluckt. Sondern wenn man Berufschristen wie Herrn Buß beim Wort nimmt.

Getroffen von der Liebe Gottes: Nur so gehts – und nicht anders?

Er macht Gottes Macht sichtbar, die auch die Armen und Geringen groß werden lässt. Unsere Welt ist nicht mit dem Schwert der Mächtigen zu heilen. Heilung ist nur möglich über die Herzen von Menschen, die sich von der Liebe Gottes treffen lassen und sie an andere weitergeben. Wir feiern am Christkönigssonntag den Sieg der Liebe in Christus, unserem König.

Nur auf den ersten, oberflächlichen Blick erscheinen diese Zeilen harmlos oder sogar menschlich: Gerechtigkeit – Heilung – Herzen – Liebe… das alles sind für sich genommen Begriffe, bei denen Märchenonkel Stefan Buß (in seinen Verkündigungen befasst er sich gerne auch mal mit nicht-biblischen Märchen) kaum Kritik oder Rückfragen befürchten muss.

Die Arroganz und/oder Ignoranz wird aber schnell sichtbar, wenn wir genauer hinschauen:

Wenn irgendetwas oder irgendwer „die Armen und Geringen groß werden lässt“, dann beansprucht Stadtpfarrer Stefan Buß dies ganz selbstverständlich als Beleg für die Macht seines Gottes. Warum Gott seine Macht angesichts von Armut augenscheinlich mitunter auch genauso unsichtbar macht wie sich selbst, erklärt Herr Buß nicht.

Ganz abgesehen natürlich von dem Umstand, dass sich redlicherweise nichts im irdischen Geschehen mit dem Wirken von imaginären Phantasiewesen in einen ursächlichen Zusammenhang bringen lässt. Goar nüscht, wie man in Fulda sagen würde.

Weltliche Macht: Gewalt. Liebe: Göttliche Macht?

Mit seinem Geschwurbel vom „Schwert der Mächtigen“ auf der einen und den „Herzen von Menschen, die sich von der Liebe Gottes treffen lassen“ auf der anderen Seite bastelt sich Herr Stadtpfarrer Stefan Buß ein falsches Dilemma. Für ihn ist weltlich = böse und gut = göttlich.

Doch außer gewalttätigen weltlichen Kräften auf der einen und religiös verstrahlten, eingebildeten Realitätsverweigerern mit Absolutheitsanspruch auf der anderen Seite gibt es ja zum Glück auch noch die Menschen, die sich darum bemühen, die Welt ohne die Einbildung göttlicher Unterstützung, dafür aber mit tatsächlich funktionierenden Methoden friedlicher, fairer und gesünder zu machen. Basierend auf modernen humanistisch-ethischen Standards.

In der Wahrnehmung des Stadtpfarrers scheint es diese Menschen nicht zu geben: Und das, obwohl auch er ihnen die Freiheit zu verdanken hat, dass er und seine Schäfchen sich auch weiterhin folgenlos einbilden und vorstellen können, von ihrem fiktiven König wegen ihres Glaubens, in den sie praktisch immer hineingeboren worden waren auserwählt und deshalb von diesem Gott exklusiv geliebt zu sein.

Ebenfalls unterschlägt Herr Stadtpfarrer Stefan Buß diejenigen, die von sich natürlich jederzeit behaupten würden, von der Liebe seines bzw. ihres Gottes „getroffen“ zu sein. Ja sogar, höchstpersönlich auserwählt. Während sie, um im Bild zu bleiben, diese göttliche Liebe mit dem Schwert an andere weitergeben. Oder ganz bequem von ihren Anhängern weitergeben lassen.

Die Kriminalgeschichte des Christentums füllt 10 Bände, die jüngere Geschichte und kriminelle Gegenwart noch nicht berücksichtigt.

Christkönig vs. Froschkönig

Christkönig vs. Froschkönig
Froschkönigfest am Froschkönigsonntag

Götter, Geister, Gottessöhne und deren angebliche Absichten und Eigenschaften entspringen bis zum Beweis des Gegenteils samt und sonders rein menschlicher Phantasie. Daran ändert auch eine Gottessohn-Menschwerdungs- und Auferstehungslegende nichts.

Offenbar scheint es Herrn Buß kein Anliegen zu sein, mit seinen Videobotschaften in irgendeiner Weise ernst genommen zu werden. Zumindest kann er das kaum erwarten. Wenn er nicht mal in der Lage oder willens ist, zwischen seiner religiös-royalen Phantasiewelt und der irdischen Wirklichkeit zu unterscheiden.

Ob man es nun als Ausdruck klerikaler Arroganz, christlicher Ignoranz oder einer Mischung aus beidem werten muss, dass Herr Buß hier eben mal so den Begriff „Liebe“ exklusiv und absolut (Heilung ist nur möglich…“, „…Sieg der Liebe in Christus…„) für sein im Grunde absurdes und unmenschliches christliches Belohnungs-Bestrafungskonzept kapert, lässt sich anhand des Textes nicht feststellen.

Seine Fans dürfte das freilich kaum stören. Schließlich dürfen die sich einbilden, zu den „Guten“ zu gehören. Weil sie ja den „richtigen“ Gott verehren.

Für jemand, der die Glaubensgewissheiten des Stadtpfarrer Buß nicht teilt, klingen dessen Aussagen über das Christkönigsfest so, wie es wohl für ihn klingen dürfte, wenn ihm jemand etwas von einem Froschkönigfest erzählen würde, das er jedes Jahr am Froschkönigssonntag feiert.

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