Kleine große Verlierer – Das Wort zum Wort zum Sonntag zum Weltkindertag

Lesezeit: ~ 4 Min.

Kleine große Verlierer – Das Wort zum Wort zum Sonntag zum Weltkindertag, verkündigt von Stefanie Schardien (ev.), veröffentlicht am 19.9.2020 von ARD/daserste.de

Darum geht es

Mit dem Weltkindertag kapert Frau Schardien diesmal eine völlig unreligiöse Veranstaltung für ihre Bibelstunde. Kein Wunder, dass die gewählte Bibelstelle massiv verbogen werden muss, um irgendwie passend zu erscheinen.

Das hier wird ein Wort zum Sonntag über Menschen, die zur Uhrzeit der Ausstrahlung im Fernsehen – hoffentlich – längst schlafen. Besondere Menschen. Solche, die gern mal mitten auf der Straße laut losheulen, aber mehr als andere lachen. Die kein Geld verdienen, dafür einiges kosten, vor allem Nerven, und zu denen Jesus einen ganz besonderen Draht hatte.
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Kleine große Verlierer – Wort zum Sonntag, verkündigt von Stefanie Schardien (ev.), veröffentlicht am 19.9.2020 von ARD/daserste.de)

Wir werden gleich noch untersuchen, warum die anonymen Bibelautoren ihren Jesus als Kinderfreund dargestellt hatten.

Nachdem Frau Schardien feststellt, dass die Aktionen anlässlich des Weltkindertages auf den ersten Blick ganz bunt und lustig aussehen und dass aber 150 Millionen Kinder dieses Jahr zusätzlich in Armut gestürzt wurden und politisch gern übersehen werden, gehts weiter im Bibeltext:

In einer Bibelgeschichte geht es auch damit los, dass die Freunde von Jesus Kinder erst mal wegscheuchen: Die machen hier doch nur Unruhe. Verstehen tun sie von Jesus eh nichts. Und überhaupt sind grundsätzlich erstmal die Erwachsenen an der Reihe.

Verständlich. Denn ohne diese Einleitung hätte die Geschichte vom kinderlieben (wenn auch laut Bibel selbst kinderlosen) Jesus ja nicht funktioniert.

Weltkindertag und biblische Legende

Quelle: Netzfund
Quelle: Netzfund

Die Bibelgeschichte berichtet allerdings nicht von benachteiligten, sondern von Kindern, die von den Jesus-Followern offenbar gerade mal als störend für die Verkündigung ihres Meisters empfunden worden waren.

Frau Schardien hingegen biegt sich die Geschichte zur Gegenwart und zum Thema Weltkindertag passend zurecht. Bei ihr geht es um Kinder, die aus verschiedenen Gründen benachteiligt sind. Und um solche, die wirkliche Not leiden. Wie die Kinder aus dem gerade abgebrannten griechischen Flüchtlingslager Moria.

Praktisch immer, wenn Berufschristen gesellschaftliche Probleme anmahnen, dann tun sie das, um ihre biblische Mythologie als vermeintlich passende und moralisch überlegene Lösung dieser Probleme präsentieren zu können. So auch diesmal wieder:

Jesus redet Klartext mit seinen Freunden: Lasst die Kinder gefälligst zu mir kommen! Direkt in die Mitte. Schaut hin, Ihnen gehört schon das Reich Gottes. Heißt also umgekehrt: Gottes Reich gewinnt nur dort Raum, wo auch Kinder gut leben können, mit ihrer Verletzlichkeit, ihrer Fantasie, ihren Fragen.

Nein, ausgerechnet das heißt es nicht. In der Bibelgeschichte geht es nicht um die Verletzlichkeit, Phantasie oder Fragen von Kindern. Sondern um ihre (alterstypische) Leichtgläubigkeit.

Alterstypische kindliche Leichtgläubigkeit

Es geht darum, dass sie darauf vertrauen müssen, dass das, was ihre Eltern oder andere Erwachsene ihnen erzählen, auch tatsächlich stimmt. Weil sie im Kleinkindalter noch nicht gelernt haben, Behauptungen von Erwachsenen kritisch zu hinterfragen und auf Plausibilität und Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen.

Genau diese Eigenschaften sind es, wegen denen Jesus in der biblischen Mythologie als Kinderfreund dargestellt wird:

Denn Menschen, die Behauptungen von (vermeintlichen) Autoritäten völlig unkritisch für wahr halten, statt sie zu hinterfragen und auf ihre Plausibilität und ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen, sind besonders empfänglich für Heilsversprechen und Höllendrohungen. Genau so wünschen sich der biblische Romanheld und seine Nachfolger ihre Kunden: Leichtgläubig.

Diese eigentliche Aussage der rezipierten Bibelstelle lässt sich unschwer erkennen, wenn man die entscheidende Stelle nicht weglässt (Hervorhebung von mir):

  • Sie brachten auch kleine Kinder zu ihm, dass er sie anrühren sollte. Als das aber die Jünger sahen, fuhren sie sie an. Aber Jesus rief sie zu sich und sprach: Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer nicht das Reich Gottes annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.
    (Quelle: Lk 18, 15-17 LUT)

Frau Schardien scheint sich ziemlich sicher zu sein, dass schon niemand aus ihrem Publikum nachschauen wird, was in ihrem Bibelverslein eigentlich genau steht. Jedenfalls bastelt sie sich auch hier wieder die Geschichte so zurecht, wie es ihr gefällt.

Naivität ist gefragt

Quelle: Netzfund
Quelle: Netzfund

Denn der Absatz, in Gänze gelesen, lässt keinen Zweifel daran, dass dies die eigentliche Aussage ist:

Voraussetzung, um in den Genuss der ewigen jenseitigen Belohnung zu kommen, ist eine Naivität, wie sie bei Kindern altersbedingt noch anzutreffen ist.

Mit theologischem Geschwurbel von Götterreichen, die Raum gewinnen vernebelt Frau Schardien das Thema in altbekannter Theologenmanier. Für die irdische natürliche Wirklichkeit sind angebliche Gebietsansprüche von Phantasiewesen jedoch irrelevant.

Wohl keine menschliche Einbildung wie die, dass Gläubige ihre jeweiligen Götter bei der Errichtung ihrer Reiche unterstützen zu müssen hat für so viel Leid gesorgt wie eben diese Quatschannahme.

Religiöser Bezug überflüssig

Frau Pfarrerin hätte, wenn sie keinen berufsbedingten Auftrag hätte, irgendwas mit Religion zu verkünden, dies auch einfach weglassen und nur den tatsächlich relevanten Aspekt ansprechen können:

Das gilt ähnlich auch für die Welt: Wie wir Kinder behandeln, spricht Bände über unsere Gesellschaften und unsere Zukunft. Darum will wohl auch die große Mehrheit in unserem Land die Kinderrechte endlich mitten im Grundgesetz sehen: Besonderer Schutz, besondere Förderung.

Und schließlich spricht Frau Schardien noch ein Thema an, das ebenfalls besonders kritisch zu bewerten ist:

Kinder gehören in die Mitte. In der Mitte unserer Herzen sind sie oft schon, aber sie gehören auch in die Mitte unserer Gesellschaft und ja, auch unserer Kirchen. Dafür, liebe Große, die Ihr mal klein wart, liebe Ex-Kinder, sollten wir uns gemeinsam einsetzen. Und vielleicht haben Sie ja Lust, dieses Wort zum Sonntag Morgen mal mit Kindern anzuschauen.

Nö, Frau Schardien.

Kinder gehören nicht in Kirchen.

Quelle: NetzfundDas biblisch-christliche Glaubenskonstrukt ist ein im Grunde unmenschliches, unfaires und absurdes Belohnungs-Bestrafungskonzept. Ersonnen von Menschen, die noch nicht wussten, wohin die Sonne jeden Abend verschwindet. Und ursprünglich konzipiert zur leichteren Führung eines kleinen Halbnomadenstammes in der ausgehenden Bronzezeit.

Zentraler Punkt jeder christlichen Kirche ist die brutale Todesfolterung eines Menschen. Weil ein allmächtiger Gott keine andere Idee hatte, um sich zu seiner eigenen Befriedigung mit seiner verpfuschten Schöpfung zu versöhnen, als seinen eigenen Sohn vorübergehend auf grausamste Art und Weise zu Tode zu foltern. Dargestellt wird nicht die Auferstehung. Sondern die Hinrichtung.

Highlight der Zeremonie ist das kollektive rituelle Verspeisen des „Leib Christi“:

  • Kommt, es ist alles bereit. Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist.
  • Spendewort: Christi Leib, für dich gegeben.
    Kommunikant / Kommunikantin: Amen.
  • Spendewort: Christi Blut, für dich vergossen.
    Kommunikant / Kommunikantin: Amen.

    (Quelle evlks.de)

Wenn Erwachsene unter sich solche Phantasien ausleben, dann ist dagegen nichts einzuwenden. Würde irgendeine andere Gemeinschaft versuchen, Kinder zu einem vergleichbar absurden und inhaltlich grausamen Ritus zu verführen, wäre das sofort ein Fall für die Justiz. Und/oder für die Psychiatrie.

Ohne frühkindliche Indoktrination wäre auch das Christentum schon längst genauso in der Bedeutungslosigkeit verschwunden wie tausende andere Religionen vor ihm. Und das ist sicher auch der Kirche bewusst. Weshalb sie so scharf darauf ist, möglichst schon direkt ab Geburt so umfangreich Einfluss auf Kinder zu nehmen wie nur möglich.

Quelle: Netzfund
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1 Gedanke zu „Kleine große Verlierer – Das Wort zum Wort zum Sonntag zum Weltkindertag“

  1. „Get them while they are young…“

    Jetzt mal ne ehrliche Frage:

    Wie schaffen wir es als Gesellschaft, vom angeblichen Säkularismus in eine wirklich laizistische Grundhaltung zu kommen, während hier immer noch Parteien mit nem grossen „C“ den Ton angeben:
    – Kreuzzwang in Öffentlichen Gebäuden,
    – Religionsunterricht an den Schulen,
    – Sonderrechte für Kirchenbedienstete,
    – Aktzeptanz von Diskriminierung jeglicher Art, so lange, wie dies mit beliebig auslegbarer christlicher Doppelmoral funktioniert?!

    Was kann man wirklich dagegen tun???

    Ich komm mir teilweise vor wie „Don Quichote“….

    ….Überall Windmühlen….

    Doch was tun, was hilft wirklich, diesen „Zauber“ und die daraus resultierende INDOKTRINATION zu überwinden?

    Grade ratlos…

    Gruss

    FLO

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