Modernisieren oder nicht? Katholische Kirche in der Zwickmühle

Lesezeit: ~ 2 Min.

Bei der Frage, ob sich die katholische Kirche modernisieren sollte oder nicht, sehe ich die Kirche in der Zwickmühle.

Darum geht es

Gibt die katholische Kirche ihre Prinzipien und Grundlagen auf, ist sie nicht mehr unterscheidbar und wird damit beliebig. Hält sie daran fest, wird sie für immer weniger Menschen relevant.

Modernisieren?

Würde sie zum aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungsstand aufschließen, müsste sie ihre grundlegenden Prinzipien aufgeben. Damit wäre ihr Programm zwar wieder für ein breiteres Publikum tolerierbar oder sogar akzeptabel.

Bestrebungen dieser Art gibt es viele. Frauen fordern mit dem Projekt „Maria 2.0“ Gleichberechtigung für Frauen in der Kirche ein. Von ersten (heimlichen) Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare durch katholische Priester ist die Rede.

Alles Dinge, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären.

Sogar bei vielen, noch gar nicht mal soo fundamentalistischen Katholiken gilt der aktuelle Papst mit seinen oberflächlich betrachtet fortschrittlich erscheinenden Ansichten als Verräter der katholischen Lehre.

Vor allem auch mangels einer verbindlichen Grundlage ihres Standpunktes würde die katholische Kirche aber immer weniger unterscheidbar werden. Und schließlich in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.

Wie so etwas aussieht, sehen wir an den Folgen der Modernisierung der Evangelischen Kirche Deutschlands.

…oder nicht?

Hält die katholische Kirche hingegen an den längst überholten und weltfremden Prinzipien und Glaubensgrundlagen fest, entfernt sie sich dadurch immer weiter von der Lebenswirklichkeit von immer mehr Menschen, die ihr dann deshalb den Rücken kehren. Das ist nun keine neue Erkenntnis.

Die katholische Kirche hat sich schon immer nur auf Druck von außen weiterentwickelt. Ohne Not hat sie keinen Grund, irgendetwas zu verändern, schon gar nicht, wenn ihre Autorität, ihr (finanzieller) Gewinn und ihr wirtschaftlicher/politischer Einfluss darunter leiden würden.

Motto: Never change a running system.

Erst wenn das „system“ nicht mehr „running“ (genauer: „winning“) ist, wird ein „change“ unumgänglich.

Strategie: Verzögerungstaktik

Deshalb kann ich gut nachvollziehen, warum sich die katholische Kirche so gegen jegliche Form von Reformierung und Modernisierung sträubt: Was erstmal weg ist, ist weg.

Und jeder Schritt in Richtung 21. Jahrhundert lässt die archaischen biblisch-christlichen Grundlagen, deren Anfänge in der Bronzezeit liegen weiter verblassen. Bis sich die Legende von der christlichen Moral eines Tages nicht mehr aufrecht erhalten lassen wird. Das „Wort Gottes“ würde dann seinen Anspruch auf „übergeordnete, ewige Wahrheit“ verlieren. Die biblische Mythologie würde den gleichen Stellenwert bekommen, den andere vormittelalterliche und frühzeitliche Texte auch haben.

Der Kirchenführung ist dieses Dilemma bekannt, wie an vielen Aussagen gerade der letzten Jahre gut zu erkennen ist. Viele Predigten und Verkündigungen klingen nach dem verzweifelten Versuch, das Absehbare noch möglichst lange hinauszuzögern.

Der Wirtschaftsbetrieb des Kirchenkonzernes scheint davon offenbar kaum oder gar nicht betroffen zu sein. Da läuft nach wie vor (noch) alles wie geschmiert.

Und für die Anhänger, die noch das Bedürfnis nach Volksfrömmigkeit haben, postet man eben immer mal ein paar unverfängliche Halbsätze, die man aus Psalmen herauspickt und mit denen man die Sehnsucht der Schäflein nach Stallgeruch und nach einem „Hurra, ich gehöre zu den Guten“ befriedigt.

Modernisieren oder nicht? Fazit

Es ist sicher keine leichte Aufgabe, die katholische Kirche langfristig vor dem Untergang zu bewahren. Aber wer über ein so umfangreiches Milliardenbudget verfügt wie die katholische Kirche, wird diese Entwicklung sicher noch auf absehbare Zeit hinauszögern können.

Auf jeden Fall noch weit über die Zeit hinaus, in der das angebotene Heilsversprechen noch für einen nennenswerten Bevölkerungsanteil ernsthaft von Bedeutung ist. Wie schon die gegenwärtige Entwicklung beweist.

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